31 Aug Sabine Hermann & Band
Mittwoch, 31. August, 19 Uhr
Sabine Hermann & Band
Plattdeutsche Poesie trifft Indie-Pop: Die Album-Release-Tournee „Sangen“ von Sabine Hermann und Band überrascht mit einer unerwartet melancholischen Melange!
Wenn Poesie Plattdeutsch trifft und auf dem Weg Indie-Pop mitnimmt, staunt das Publikum nicht schlecht. Die Auftaktkonzerte zeigten, dass Zuhörerinnen und Zuhörer kamen, weil sie sich für plattdeutsche Musik interessieren, dann aber völlig überrascht und beseelt wurden von dem, was sie da auf der Bühne erlebten. „Ich spreche ein anderes Platt und habe nicht alle Worte verstanden, aber das war gar nicht wichtig. Die Musik ist so wunderschön und Sabine Hermann gelingt es, durch ihre Moderation eine Atmosphäre zu schaffen, die das Verstehen der Titel auf ganz anderer Ebene ermöglicht“, so Ines P. nach einem Konzert von Sabine Hermann und ihrer Band.
Sabine Hermann, Songschreiberin, Pianistin und Sängerin mit ostfriesischen Wurzeln, hat mit ihrem Album „Sangen“ der Sprache ihrer Vorfahren ein ungewöhnliches Denkmal gesetzt. Sie lässt ihre Texte geschickt von elektronisch geprägtem Pop à la London Grammar oder Massive Attack umspielen und eröffnet damit auch einem sprachunkundigen und jungen Publikum den Zugang zum Niederdeutschen.
Für den audiophilen und musikalischen Hochgenuss auf der Release-Tournee holt sie sich namhafte Musiker mit auf die Bühne. Detlef Blanke am Bass und Valentin Hebel an der Gitarre sind weitgereiste Berufsmusiker und Produzenten. Blankes Bass groovt und malt satte Farbteppiche unter die sphärischen Sounds von Valentin Hebel, die dieser allesamt an der Gitarre erzeugt und dann mit geschmackvoll eingesetzten Effekten in ausgefallenste Klangmuster zerlaufen lässt. Hauke Krone am Schlagwerk zeigt sich als Meister des Multitaskings, wenn er sowohl elektronisch gesteuerte Samples sowie einen Looper bedient und parallel dazu das akustische, auf’s Nötigste reduzierte Schlagzeug spielt. Zusammen mit dem Pianospiel von Sabine Hermann entsteht somit eine zauberhafte Grundlage für ihren melodiösen und berührenden Gesang.
Alles in allem wird die plattdeutsche Sprache durch ihre Lieder und deren Geschichten direkt in die Herzen des Publikums transportiert. Das Erstlingswerk der in Hude lebenden Musikerin dokumentiert eine Selbsterkundung zurück zu familiären und sprachlichen Ursprüngen. Darauf verweist auch der Albumtitel: „Sangen“ ist nicht nur das plattdeutsche Wort für Gesänge, sondern auch Sabine Hermanns Familienname mütterlicherseits. „Ich trage die plattdeutsche Sprache in mir, habe sie nur nie gesprochen“, sagt die Musikerin. „Als ich vor vielen Jahren anfing, eigene Lieder zu schreiben, entdeckte ich recht bald, dass ich mir meine eigentliche Muttersprache über das Verfassen von poetischen Texten zurückerobern kann. Dadurch entwickelte sich eine starke Verbundenheit mit meinen ostfriesischen Wurzeln.“
Vor dem Hintergrund des Mottos „Aus der Vergangenheit schöpfen und damit den Weg in die Zukunft gestalten“ überrascht es kaum, dass neben Eigenkompositionen auch die Vertonung eines mittelalterlichen Textes von Walther von der Vogelweide („Uns hat der Winter geschât“) und eine Volkslied-Interpretation („Dat du mien Leevsten büst“) Platz finden. In ihren Eigenkompositionen geht es um die Leichtigkeit des Seins („Waarhen de Wind di weiht“, „Flinnerkes“, „Danz“), um die Liebe („De Leevde“, „Engel“) und die Freiheit („Freesk un freei“). Und auch der Himmel spielt eine Rolle. Denn durch den Film „Wie im Himmel“ wurde Sabine Hermann zum Schreiben eigener Songs inspiriert. „Gabriellas Sång“, den bekanntesten Musiktitel des Films, hat sie folgerichtig in die plattdeutsche Sprache übersetzt und auf dem Album verankert. Mit „Mama“ setzt sie der Rolle der Mütter musikalisch ein Denkmal.Die Bandbreite des Live-Programms wird erweitert durch „plattgemachte“ Coversongs sowie ältere, englisch-und deutschsprachige Kompositionen der Künstlerin.